Jan Gustafsson (* 25. Juni 1979 in Hamburg) ist ein deutscher Großmeister im Schach und im Rahmen diverser Onlineplattformen als Moderator und Kommentator tätig.
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Jan Gustafsson, 2010 | |
Verband | Deutschland![]() |
Geboren | 25. Juni 1979 Hamburg |
Titel | Internationaler Meister (1999) Großmeister (2003) |
Aktuelle Elo‑Zahl | 2638 (Oktober 2022) |
Beste Elo‑Zahl | 2652 (November 2010) |
Karteikarte bei der FIDE (englisch) |
Jan Gustafsson hat seine schachlichen Wurzeln beim Hamburger SK. Bereits als Jugendlicher hatte er Erfolge auf deutscher Ebene vorzuweisen, so gewann er 1992 die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft in der Altersklasse U13, 1994 in Bad Bevensen die Deutsche Meisterschaft in der Altersklasse U15[1] und 1996 sowohl die Einzelmeisterschaft in der Altersklasse U17[2] als auch die Mannschaftsmeisterschaft in der Altersklasse U20. In den Jahren 1997 und 1998 gewann er in den Niederlanden die offene Jugendmeisterschaft in der Altersklasse U20.[3] 1999 begann er ein Jurastudium an der Universität Konstanz.[4]
Im Jahr 1999 wurde Gustafsson von der FIDE zum Internationalen Meister ernannt, 2003 zum Großmeister. Jan Gustafsson gehört zu den stärksten deutschen Schachspielern und wurde 2004, 2005 und 2011 deutscher Vizemeister. Er ist auch ein sehr starker Blitzspieler und wurde 2001 und 2010 deutscher Blitzmeister.
Im Juli 2008 gelang es ihm, bei den Dortmunder Schachtagen im Superturnier mit 4 Punkten aus 7 Partien den geteilten zweiten Platz hinter Péter Lékó zu belegen.[5] Er konnte u. a. den ehemaligen Schachweltmeister Wladimir Kramnik hinter sich lassen.
Im Jahre 2002 wurde er anlässlich eines Freundschaftskampfes gegen Griechenland erstmals in die deutsche Nationalmannschaft nominiert. 2004 in Calvià, 2006 in Turin, 2008 in Dresden und 2012 in Istanbul vertrat er Deutschland bei Schacholympiaden[6], bei Mannschaftseuropameisterschaften gehörte er bei allen fünf Wettbewerben von 2003 bis 2011 zur deutschen Mannschaft[7]. Im November 2011 wurde er mit der deutschen Nationalmannschaft nach einem sensationellen Sieg gegen Armenien in der letzten Runde Europamannschaftsmeister.[8]
Seit 1997 ist Gustafsson Stammspieler in der ersten Bundesliga. 2009 wechselte er vom Hamburger SK zum amtierenden deutschen Mannschaftsmeister OSG Baden-Baden, mit dem er 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2017, 2018 und 2019 Meister wurde. In der österreichischen 1. Bundesliga spielte er von 2000 bis 2010 für den SK Hohenems, mit dem er 2004 Mannschaftsmeister wurde, und von 2010 bis 2012 für den SK Sparkasse Jenbach, mit dem er 2011 österreichischer Mannschaftsmeister wurde.
Die niederländische Mannschaftsmeisterschaft gewann Gustafsson 2003 und 2005 mit ZZICT/De Variant Breda, er hat in dieser Liga auch schon für Apeldoorn gespielt. In der spanischen Mannschaftsmeisterschaft spielte er 2004 und 2005 für CA Valencia-Cuna del Ajedrez Moderno, 2008 und 2010 für CA Escuela Int. Kasparov-Marcote Mondariz, mit denen er 2010 den Titel gewann, und 2015 für Chess24-VTI-Atocha. Außerdem spielte Gustafsson auch schon in Schweizer (für den SV Wollishofen) und französischen Ligen (für Orcher la Tour Gonfreville).
Gustafsson ist auch als Sekundant tätig. Unter anderem arbeitete er für Magnus Carlsen, Péter Lékó[10] und Jan Smeets. Als Teil des Sekundantenteams konnte er Carlsen zur Titelverteidigung bei der Schachweltmeisterschaft 2016 gegen Sergei Karjakin[11], 2018 gegen Fabiano Caruana[12] und 2021 gegen Jan Nepomnjaschtschi[13] verhelfen.
Für ChessBase nahm er Videolektionen auf, die unter dem Titel Schwarzrepertoire gegen 1. e4 auf DVD veröffentlicht wurden. Darin empfiehlt er unter anderem den Marshall-Angriff, zu dessen führenden Experten er gehört. Außerdem hat er auf der Plattform Chess24, deren Mitgründer er ist, zahlreiche Videolektionen zu Eröffnungen und Mittelspiel publiziert und kommentiert dort auch regelmäßig Turniere im Livestream, gelegentlich auch als sein provokantes Alter Ego Radio Jan[14]. Beliebt sind auch seine "Banter Blitz-Sessions" (Blitzpartien mit simultaner Live-Kommentierung). In einer dieser Sessions wurde er von Magnus Carlsen, der dabei den Account von Großmeister Johan Salomon verwendete, deutlich besiegt. Gustafsson kommentierte die Partie unter anderem mit den Worten "Either he is the biggest genius in the world or this is weird."[15]
Zeitweise spielte er sehr viel Poker und hat 2007 gemeinsam mit Marcel Lüske das Buch Poker für Gewinner (ISBN 978-3-9811543-1-3) verfasst. Er brachte auch den deutschen Schachgroßmeister Matthias Wahls zum Poker, der 2007 die weltweit größte Pokerschule PokerStrategy.com mitgründete.
Am 9. Januar 2009 war Gustafsson Gast in der NDR Talk Show.
Periodisch ist Gustafsson auch auf dem Internetsender Rocket Beans TV zu sehen und kommentiert das dort stattfindende Schachturnier „Zugzwang“[16]. Seit dem 28. Oktober 2020 moderiert Gustafsson auf Rocket Beans TV eine alle zwei Wochen ausgestrahlte, eigene Schachshow namens „Lach- & Schachgeschichten mit Jan Gustafsson“.[17] Schachhistoriker Edward Winter nannte Gustafsson einen der fünf besten Schachkommentatoren im Internet.[18]
Seit Dezember 2020 betreibt Gustafsson auch seinen eigenen Kanal auf der Streaming-Plattform Twitch.[19]
Bei der Schacholympiade 2018 in Batumi war Gustafsson Trainer der niederländischen Mannschaft. Bei der Schacholympiade 2022 in Chennai war er Trainer der deutschen Mannschaft.
Gustafsson ist für seinen trockenen Humor und seine Wortwitze bekannt, die er regelmäßig in seine Moderation einfließen lässt.[20]
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Personendaten | |
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NAME | Gustafsson, Jan |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schachspieler |
GEBURTSDATUM | 25. Juni 1979 |
GEBURTSORT | Hamburg |